Prawda vom 27.8.1957
Gemäß dem Plan für wissenschaftliche Forschungsarbeiten wurden in der Sowjetunion erfolgreiche Tests der ballistischen Interkontinentalrakete und Detonationen von Kern- und thermonuklearen Waffen durchgeführt.
I.
Dieser Tage wurde eine weit reichende interkontinentale mehrstufige ballistische Rakete gestartet. Die Erprobungen der Rakete verliefen erfolgreich, sie bestätigten vollkommen die Richtigkeit der Berechnungen und der gewählten Konstruktion. Der Flug der Rakete erfolgte zu sehr gro�er, bisher noch nicht erreichter Höhe. Nachdem die Rakete in kurzer Zeit eine riesige Entfernung zurückgelegt hatte, erreichte sie das vorgesehene Gebiet.
Die erhaltenen Ergebnisse zeigen, dass die Möglichkeit besteht, Raketen in beliebige Gebiete der Welt zu starten. Die Lösung des Problems der Schaffung ballistischer Interkontinentalraketen ermöglicht es, entfernte Räume ohne Einsatz der strategischen Luftstreitkräfte zu erreichen, welche gegenwärtig durch die moderne Luftverteidigung verwundbar sind.
In Anbetracht des gewaltigen Beitrages zur Entwicklung der Wissenschaft und der großen Bedeutung dieser wissenschaftlich-technischen Errungenschaft für die Stärkung der Verteidigungsfähigkeit des sowjetischen Landes dankte die sowjetische Regierung dem zahlreichen Kollektiv der Mitarbeiter, die an der Entwicklung und an der Herstellung ballistischer Interkontinentalraketen und des Komplexes an Mitteln mitgewirkt haben, die ihren Start gewährleisten.
II.
In den letzten Tagen wurden in der Sowjetunion verschiedene Detonationen von Kern- und thermonuklearen (Wasserstoff-) Waffen vorgenommen. Um die Sicherheit der Bevölkerung zu gewährleisten, wurden die Detonationen in gro�er Höhe durchgeführt. Die Versuche verliefen erfolgreich.
Angesichts der oben erwähnten Versuche ist TASS ermächtigt, folgendes zu erklären:
Im Laufe vieler Jahre wird in der Organisation der Vereinten Nationen ergebnislos das Abrüstungsproblem einschließlich des Verbots der Atom- und Wasserstoffwaffen und der Einstellung ihrer Erprobung erörtert.
Die sowjetische Regierung, die unentwegt die Politik des Friedens durchführt, hat wiederholt konkrete Vorschläge zur wesentlichen Einschränkung der Streitkräfte und der Rüstungen der Staaten, zum Verbot der Atom- und Wasserstoffwaffen, zur Einstellung der Versuche mit diesen Waffen und für andere mit dem Abrüstungsproblem verbundene Maßnahmen unterbreitet. Von Seiten der Westmächte sind bisher jedoch keine realen Abrüstungsschritte getan worden. Im Gegenteil, von ihrer Seite werden einem Abkommen über dieses äußerst wichtige Gegenwartsproblem jegliche Hindernisse in den Weg gelegt.
Wie bekannt lehnen die Vereinigten Staaten und ihre Partner nicht nur ein Verbot der Atom- und Wasserstoffwaffen ab, sondern sie wünschen faktisch auch kein Abkommen über die vorbehaltlose unverzügliche Einstellung der Kernwaffenversuche einzugehen, wobei sie zu gleicher Zeit die Versuche mit diesen Waffen in gro�en Serien durchführen.
Die sowjetische Regierung, die sich einer so offenkundig ablehnenden Haltung der Westmächte, und vor allem der USA, zu einer positiven Lösung der Abrüstungsfrage gegenübersieht, ist gezwungen, alle erforderlichen Ma�nahmen für die Sicherheit des sowjetischen Landes zu ergreifen. Zugleich wird die sowjetische Regierung fortfahren, beharrlich auf ein Abkommen über die Einstellung der Atomwaffenversuche und das Verbot der Atomwaffen, über das Abrüstungsproblem als Ganzes hinzuwirken, an dessen positiver Lösung alle Völker der Welt interessiert sind.